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			| geschrieben am: 25.05.2002    um 11:58 Uhr |  |  
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	| <center><i>...auch das ist Berthold Brecht... ...
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 Ratschläge einer älteren Fohse an eine jüngere
 
 1
 Wenn ich dir sag, wie man als Fohse liebt
 So hör mir zu mit Fleiß und ohn Verdruß
 Weil ich schon lang durch Kunst ersetzen muß
 Was dir die Jugend einige Zeit noch gibt
 Doch wisse, daß du desto jünger bleibst
 Je weniger mechanisch du es treibst.
 
 2
 Mit Faulheit ist's bei jedem gleich verhunzt
 Riskiert nur, daß er dich zusammenstaucht
 Und er, wenn du ihn fickst, daß dir die Fotze raucht
 Stinkfaul am Arsch liegt und "Mehr Demboh" grunzt.
 Und nennt der Herr die beste Arbeit schlecht
 Halt deinen Rand: der Herr hat immer recht.
 
 3
 Klug mußt du sein wie Pfaffen, nur genauer
 Sie zahlen dir nicht das für dich Bequeme!
 Und ihre Schwänze sind für dich Probleme
 Genau wie Pfeifen für den Orgelbauer.
 Jung ahnt man nicht, was alles daran hängt
 Doch was ist eine Fohse, die nicht denkt?
 
 4
 Was seinem Weib nicht frommt, der Fohse frommt's
 Drum - mußt du ihn hereinziehn auch am Strick -
 Seufz, wenn er drinnen ist: "Ihrer ist dick!"
 Und wenn's ihm kommt, dann stöhne schnell: "Mir kommt's!"
 Denn bei den Jungen grad wie bei den Alten
 Du mußt sie immerfort im Aug behalten.
 
 5
 Sag ihm, es macht dich geiler, wenn der Herr
 Dein Ohr leckt. Leckt er's, stöhn: "Ich bin so scharf!"
 Und glaubt er's, stöhn: "Ich bitt, daß ich mich strecken darf!"
 Und dann: "Entschuldigen Sie, ich bin so naß parterre."
 Daß ihr ein Herz und eine Seele schient
 Er zahlt dafür, daß er dich gut bedient.
 
 6
 Nicht immer ist es schmackhaft, ungesalzen
 Sich einen bärtigen Schwanz ins Maul zu stecken
 Und ihn, als wär es Lebertran, zu lecken
 Denn oft ist's saubrer, ihn dort zu umhalsen.
 Und er verlangt nicht nur, daß er genießt
 Sondern auch, daß du selbst erregt aussiehst.
 
 7
 Wenn du es je nicht schaffst, dich aufgeregt zu stellen
 Halt deinen Atem an, als sitzt du auf dem Topf
 Dann scheint's, als steige dir das Blut zu Kopf
 Bequemer ist's, als wie ein Fisch zu schnellen.
 Auch einen sanften Mann kannst du empören
 Denkst du an Dinge, die nicht hergehören.
 
 8
 Vergiß nie, daß es sich um Liebe handelt
 Vergißt du's doch, so fall nicht gleich aufs Maul
 Und mache aus dem Saulus einen Paul
 Ein Finger im Arsch hat manchen schon gewandelt.
 Du hast noch nicht erlebt, was ihrer harrt
 Der Fohsen ohne Geistesgegenwart.
 
 9
 Für unsereinen ist es eine harte Nuß
 Sieht sie, daß ihre Fotz zu weit wird (wie bei mir)
 So daß ein Mann gar nichts mehr spürt bei ihr
 Und er sich um den Schwanz ein Handtuch wickeln muß.
 So eine muß beizeiten daran denken
 Ob ihr die Gäule was fürs Vögeln schenken.
 
 10
 Die Bürgermädchen, die auf Gartentischen
 Die älteren Brüder längst zusammenhaun
 Machen die Fotze enger mit Alaun
 Um sich ewig einen Mann zu fischen.
 Wo's angebracht ist, richte dich nach denen
 Und: Was ist eine Fohse ohne Tränen?
 
 11
 Sehr viele Männer vögeln gern Gesichter
 Das Weib muß oben so wie unten naß sein
 Bei einem solchen darf es für das Weib kein Spaß sein
 Er selbst erscheint sich umso ausgepichter.
 Vor diesen also heuchle ruhig Qualen
 Wo's angebracht ist. Denn auch diese zahlen.
 
 12
 Der Herr weiß selber selten, was er will
 Du mußt es wissen! Tritt er in die Kammer
 Weißt du: ist er heut Amboß oder Hammer?
 Werd ich gevögelt, hält Er heute still?
 Die Menschen zu erkennen, ist die Kunst
 Das muß so spielend gehn, wie einer brunzt.
 
 13
 Die schlimmsten Leute sind die klugen Leute
 Ich hätt oft lieber doch mit einem Hund geschlafen
 Die klugen Leute, du, sind unsere Strafen
 Die graben sich ein, das seh ich an mir heute
 Ich selbst. Obgleich ich nie, was ich tat, gern getan
 Ich tat doch keinem etwas Kluges an.
 
 14
 Doch wisse, daß ich selber mich verachte!
 Wenn du, nachdem du lustlos unter Männern lagst
 Einmal nicht ganz im Dreck verrecken magst
 So mach es anders, als ich selbst es machte.
 Wenn du einmal was Kluges findst, dann tu's
 Hab ich es nicht geschafft, vielleicht schaffst du's.
 
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