| "Autor" | Auch so kann poesie aussehn... | 
 
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			| geschrieben am: 04.02.2002    um 10:23 Uhr |  |  
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	| <center><font face="Monotype Corsiva"><font size="3"><font color=ddjj22>Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke 
 Der Mann:
 Hier diese Reihe sind zerfallene Schöße und diese Reihe ist zerfallene Brust.
 Bett stinkt bei Bett. Die Schwestern wechseln stündlich.
 Komm, hebe ruhig diese Decke auf. Sieh, dieser Klumpen Fett und faule Säfte,
 das war einst irgendeinem Mann groß und hieß auch Rausch und Heimat.
 Komm, sieh auf diese Narbe an der Brust. Fühlst du den Rosenkranz von weichen Knoten ?
 Fühl ruhig hin. Das Fleisch ist weich und schmerzt nicht.
 Hier diese blutet wie aus dreiflig Leibern. Kein Mensch hat so viel Blut.
 Hier dieser schnitt man erst noch ein Kind aus dem verkrebsten Schofl.
 Man läßt sie schlafen. Tag und Nacht. - Den Neuen sagt man: hier schläft man sich gesund.
 - Nur sonntags für den Besuch läßt man sie etwas wacher.
 Nahrung wird wenig noch verzehrt. Die Rücken sind wund. Du siehst die Fliegen.
 Manchmal wäscht sie die Schwester. Wie man Bänke wäscht.
 Hier schwillt der Acker schon um jedes Bett. Fleisch ebnet sich zu Land. Glut gibt sich fort.
 Saft schickt sich an zu rinnen. Erde ruft.
 
 (Gottfried Benn)
 
 
 Schöne Jügend
 
 Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf
 gelegen hatte,
 sah so angeknabbert aus.
 Als man die Brust aufbrach, war die Speiserohre
 so löcherig.
 Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
 fand man ein Nest von jungen Ratten.
 Ein kleines Schwesterchen lag tot.
 Die andern lebten von Leber und Niere,
 tranken das kalte Blut und hatten
 hier eine schöne Jugend verlebt.
 Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
 Man warf sie allesamt ins Wasser.
 Auch, wie die kleinen Schnauzen quietschten!
 
 (Gottfried Benn)
 
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			| geschrieben am: 04.02.2002    um 10:27 Uhr |  |  
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	| Dachte diese Epoche / Stil kennt sonst keiner hier! Werde mal schauen, ob ich das mit dem "Roten Mäuslein" oder so noch finde! |  |  
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			| geschrieben am: 04.02.2002    um 10:33 Uhr |  |  
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	| falsch gedacht   
 ...ich denke einfach, poesie ist mehr als vor schmalz triefende gedanken über die liebe oder die trauer; auch wenn diese sehr schön sein können, sie sind eben lange lange nicht alles, was die welt der dichter und denker so zu bieten hat...
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			| geschrieben am: 04.02.2002    um 10:45 Uhr |  |  
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	| (zitat) ...ich denke einfach, poesie ist mehr als vor schmalz triefende gedanken über die liebe oder die trauer; auch wenn diese sehr schön sein können, sie sind eben lange lange nicht alles, was die welt der dichter und denker so zu bieten hat...(/zitat)
 
 Man soll schreiben, was bewegt - die schönen Dinge kann sich jeder selbst schreiben. Picasso sagte mal "Ein Maler malt was er verkauft, ein Künstler verkauft was er malt" - so sollte man das auch hier sehen. Wie gesagt, mal sehen was ich noch passendes zu finde. Eignet sich halt weniger als "Gute Nacht"-Lektüre für's Kind...
 
 
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			| geschrieben am: 05.02.2002    um 16:45 Uhr |  |  
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	| das ist doch die sogenannte "Aas-und Eiterpoesie".. Da hab ich auch noch ein schönes,etwas anderes Gedicht:
 
 Kleine Aster
 Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
 Irgenteiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster
 zwischen die Zähne geklemmt.
 
 Als ich von der Brust aus
 unter der Haut
 mit einem langen Messer
 Zunge und Gaumen herausschnitt,
 muss ich sie angestoßen haben,denn sie glitt
 in das nebenliegende Gehirn.
 Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
 zwischen die Holzwolle,
 als man zunähte.
 Trinke dich satt in der deiner Vase!
 Ruhe sanft,
 kleine Aster!
 
 (Gottfried Benn)
 
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			| geschrieben am: 06.02.2002    um 09:08 Uhr |  |  
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	| Stimmt, das kenn ich auch. Wusste nut nicht von wem es war, danke Nashi  |  |  
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			| geschrieben am: 06.02.2002    um 20:45 Uhr |  |  
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	| [glotz] <i> Makaber.. aba goil Geändert am 06.02.2002 um 20:46 Uhr von Dunkelelf
 Geändert am 11.04.2003 um 16:49 Uhr von Dunkelelf
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			| geschrieben am: 12.02.2002    um 07:31 Uhr |  |  
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	| Ein Wort 
 Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren stegen
 erkanntes Leben, jäher Sinn,
 die Sonne steht, die Sphären schweigen
 und alles ballt sich zu ihm hin.
 
 Ein Wort - ein Glanz, ein Flug, ein Feuer;
 ein Flammenwurf, ein Sternenstrich -
 und wieder Dunkel, ungeheuer,
 im leeren Raum um Welt und ich.
 
 © Gottfried Benn
 "Statische Gedichte" 1948
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