| "Autor" | Die arche noah heute *lool* | 
 
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			| geschrieben am: 01.03.2007    um 23:59 Uhr |  |  
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	| Nach vielen Jahren sah Gott wieder einmal auf die Erde. Die Menschen waren verdorben und gewalttätig und er beschloss, sie zu vertilgen, genau so, wie
 er es vor langer langer Zeit schon einmal getan hatte. Er sprach zu Noah:
 "Noah, bau mir noch einmal eine Arche aus Zedernholz, so wie damals: 300
 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch. Ich will eine zweite Sintflut
 über die Erde bringen. Die Menschen haben nichts dazu gelernt. Du aber gehe
 mit deiner Frau, deinen Söhnen und deren Frauen in die Arche und nimm von
 allen Tieren zwei mit, je ein Männchen und ein Weibchen. In sechs Monaten
 werde ich den großen Regen schicken."
 
 
 Noah stöhnte auf; muss das denn schon wieder sein? Wieder 40 Tage Regen und
 150 unbequeme Tage auf dem Wasser mit all den lästigen Tieren an Bord und
 ohne Fernsehen! Aber Noah war gehorsam und versprach, alles genau so zu tun,
 wie Gott ihm aufgetragen hatte.
 
 
 Nach sechs Monaten zogen dunkle Wolken auf und es begann zu regnen. Noah saß
 in seinem Vorgarten und weinte, denn da war keine Arche. "Noah", rief der
 Herr, "Noah, wo ist die Arche?" Noah blickte zum Himmel und sprach: "Herr,
 sei mir gnädig!" Gott fragte abermals: "Wo ist die Arche, Noah??"
 
 
 Da trocknete Noah seine Tränen und sprach: "Herr, was hast du mir angetan?
 Als Erstes beantragte ich beim Landkreis eine Baugenehmigung. Die dachten
 zuerst, ich wollte einen extravaganten Schafstall bauen. Die kamen mit der
 ausgefallenen Bauform nicht zurecht, denn an einen Schiffbau wollten sie
 nicht glauben. Auch deine Maßangaben stifteten Verwirrung weil niemand mehr
 weiß, wie lang eine Elle ist. Also musste mein Architekt einen neuen Plan
 entwerfen. Die Baugenehmigung wurde mir zunächst abgelehnt, weil eine Werft
 in einem Wohngebiet planungsrechtlich unzulässig sei. Nachdem ich dann
 endlich ein passendes Gewerbegrundstück gefunden hatte, gab es nur noch
 Probleme. Im Moment geht es z.B. um die Frage, ob die Arche feuerhemmende
 Türen, eine Sprinkleranlage und einen Löschwassertank benötige. Auf einen
 Hinweis, ich hätte im Ernstfall rundherum genug Löschwasser, glaubten die
 Beamten, ich wollte mich über sie lustig machen.
 
 
 
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			| geschrieben am: 02.03.2007    um 00:00 Uhr |  |  
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	| Als ich ihnen erklärte, das Wasser käme noch in großen Mengen, und zwar viel mehr als ich zum Löschen benötigte, brachte mir das den Besuch eines Arztes
 vom Landeskrankenhaus ein. Er wollte von mir wissen, was ein Schiffbau auf
 dem Trockenen, fernab von jeden Gewässer, solle. Die Bezirksregierung teilte
 mir daraufhin telefonisch mit, ich könne ja gerne ein Schiff bauen, müsste
 aber selbst zusehen, wie es zum nächsten größeren Fluss käme. Mit dem Bau
 eines Sperrwerks könnte ich nicht rechnen, nachdem der Ministerpräsident
 zurückgetreten sei. Dann rief mich noch ein anderer Beamter dieser Behörde
 an, der mir erklärte, sie seien inzwischen ein kundenorientiertes
 Dienstleistungsunternehmen und darum wolle er mich darauf hinweisen, dass
 ich bei der EU in Brüssel eine Werfthilfe beantragen könne; allerdings
 müsste der Antrag achtfach in den drei Amtssprachen eingereicht werden.
 
 
 Inzwischen ist beim Verwaltungsgericht ein vorläufiges Rechtsschutzverfahren
 meines Nachbarn anhängig, der einen Großhandel für Tierfutter betreibt. Der
 hält mein Vorhaben für einen großen Werbegag - mein Schiffbau sei nur darauf
 angelegt, ihm Kunden abspenstig zu machen. Ich habe ihm schon zwei Mal
 erklärt, dass ich gar nichts verkaufen wolle. Er hört mir gar nicht zu und
 das Verwaltungsgericht hat offenbar auch viel Zeit.
 
 
 Die Suche nach dem Zedernholz habe ich eingestellt. Libanesische Zedern
 dürfen nicht mehr eingeführt werden. Als ich deshalb hier im Wald Buchenholz
 beschaffen wollte, wurde mir das Fällen von Bäumen - unter Hinweis auf das
 Landeswaldgesetz - verweigert. Dies schädige den Naturhaushalt und das
 Klima. Außerdem sollte ich erst eine Ersatzaufforstung nachweisen. Mein
 Einwand, in Kürze werde es gar keine Natur mehr geben und das Pflanzen von
 Bäumen an anderer Stelle sei deshalb völlig sinnlos, brachte mir den zweiten
 Besuch des Arztes vom Landeskrankenhaus ein.
 
 
 Die angeheuerten Zimmerleute versprachen mir schließlich, für das notwendige
 Holz selbst zu sorgen. Sie wählten jedoch erstmal einen Betriebsrat. Der
 wollte mit mir zunächst einen Tarifvertrag für den Holzschiffbau auf dem
 flachen Lande ohne Wasserkontakt aushandeln. Weil wir uns aber nicht einig
 wurden, kam es zu einer Urabstimmung und zum Streik.
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			| geschrieben am: 02.03.2007    um 00:00 Uhr |  |  
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	| ... 
 Herr, weißt du eigentlich, was Handwerker heute verlangen? Wie soll ich denn
 das bezahlen?
 
 
 Weil die Zeit drängte, fing ich schon einmal an, Tiere zu sammeln. Am Anfang
 ging das noch ganz gut, vor allem die beiden Ameisen sind noch immer
 wohlauf. Aber seit ich zwei Tiger und zwei Schafe von der Notwendigkeit
 ihres gemeinsamen und friedlichen Aufenthaltes bei mir überzeugt hatte,
 meldete sich der örtliche Tierschutz und rügte die artwidrige Haltung.
 
 
 Und mein Nachbar klagt auch schon wieder, weil er auch die Eröffnung eines
 Zoos für geschäftsschädigend hält.
 
 
 Herr, ist dir eigentlich klar, dass ich nach der Europäischen
 Tierschutztransportverordnung eine Genehmigung brauche? Ich bin schon auf
 Seite 22 des Formulars und grüble im Moment darüber, was ich als
 Transportziel angeben soll.
 
 
 Und wusstest du, dass z.B. Geweih tragende Tiere während der Brunftzeit
 überhaupt nicht transportiert werden dürfen? Und die Hirsche sind ständig am
 Schnackseln, wie Fürstin Gloria sagen würde und auch der gemeine Elch und
 Ochse denken an nichts anderes, besonders die südlicheren!
 
 
 Herr, wusstest du das? Übrigens, wo hast du eigentlich die Callipepia
 caliconica - du weißt schon, die Schopfwachteln und den Lethamus Discolor
 versteckt? Den Schwalbensittich habe ich bisher auch nicht finden können.
 
 
 Dir ist natürlich auch bewusst, dass ich die 43 Vorschriften der
 Binnenmarkt-Tierschutzverordnung bei dem Transport von Kaninchen strikt
 beachten muss. Meine Rechtsanwälte prüfen gerade, ob diese Vorschriften auch
 für Hasen gelten.
 
 
 Übrigens: wenn du es einrichten könntest, die Arche als fremdflaggiges
 Schiff zu deklarieren, das sich nur im Bereich des deutschen Küstenmeeres
 aufhält, bekäme ich die Genehmigung viel einfacher. Du könntest dich doch
 auch einmal für mich bemühen.
 
 
 Ein Umweltschützer von Greenpeace erklärte mir, dass ich Gülle, Jauche,
 Exkremente und Stallmist nicht im Wasser entsorgen darf. Wie stellst du dir
 das eigentlich vor? Damals ging das doch auch!
 
 
 Vor zwei Wochen hat sich das Oberkommando der Marine bei mir gemeldet und
 von mir eine Karte der künftig überfluteten Gebiete erbeten. Ich habe ihnen
 einen blau angemalten Globus geschickt.
 
 
 Und vor zehn Tagen erschien die Steuerfahndung; die haben den Verdacht, ich
 bereite meine Steuerflucht vor.
 
 
 Ich komme so nicht weiter, Herr, ich bin verzweifelt! Soll ich nicht doch
 lieber meinen Rechtsanwalt mit auf die Arche nehmen?"
 
 
 Noah fing wieder an zu weinen.
 
 
 Da hörte der Regen auf, der Himmel klarte auf und die Sonne schien wieder.
 Und es zeigte sich ein wunderschöner Regenbogen.
 
 
 Noah blickte auf und lächelte. "Herr, du wirst die Erde doch nicht
 zerstören?"
 
 
 Da sprach der Herr:
 
 
 "Darum sorge ich mich nicht mehr, das schafft schon eure Verwaltung!"
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